Wo der Pfeffer wächst

Kampot ist ein recht beschaulicher Ort am Fluss Teuk Chhou. Die in die Jahre gekommenen französischen Kolonialbauten im Zentrum und am Fluss, geben ihm einen besonderen Charme, der durch die ruhige und entspannte Atmosphäre noch verstärkt wird.

Es gibt unfassbar viele Schwalben – meine Lieblingsvögel, die Zuhause jedes Jahr den Sommer bringen und ihn auch wieder mit sich nehmen. Hier fliegen sie in Scharen über die Stadt und füllen die Luft mit ihren fröhlichen Schreien.

 

Besonders auffallend in Kampot ist der sehr leckere Pfeffer. Er steht in jedem Restaurant, sei es noch so einfach, auf den Tischen.

Grob gemahlen entfaltet er einen herrlichen Geschmack, der mich jedes Mal in genüssliches Staunen versetzt.

Bekannt ist die Gegend für ihren besonderen Pfeffer, der schon seit dem 13. Jahrhundert in der Gegend angebaut wird, seit 1870 wurde er zum größten Teil nach Frankreich exportiert.

 

Zu Zeiten der Roten Khmer wurden die gesamten Pfeffer-Plantagen zerstört, viele der Bauern wurden getötet, sodass das Wissen um den Anbau verloren ging. Erst in den 90ern erinnerte man sich des Kampot-Pfeffers, es wurde wieder mit dem Anbau begonnen, der nun immer weiter zunimmt. Zum Glück für alle Gourmets, die guten Pfeffer zu schätzen wissen, und für die Bauern, die mit dem Anbau und Verkauf des Pfeffers eine gute Einnahmequelle für sich gefunden haben.

 

Wie viele andere Besucher wollen auch wir eine Pfefferfarm in der Gegend besuchen und sehen, wie diese Pflanze angebaut wird. In Kampot finden wir viele Hinweise auf „La Plantation“, eine Pfeffer-Plantage, die biologisch zertifizierten Pfeffer anbaut. Um unabhängig zu sein sind wir wieder mit Rollern unterwegs statt mit einem Tuk-Tuk. Die angebotenen Komplett-Ausflugspakete sind uns zu viel Programm für einen Tag.

 

Um zu den Plantage zu kommen, verlassen wir die Straße Richtung Kep, einem bekannten Küstenort Kambodschas, und fahren weiter auf einem staubigen Weg. Es ist heiß und holperig, sodass wir nach kurzer Zeit eine kleine Pause einlegen bei einem Straßenverkauf. Der Besitzer ist sehr freundlich, spricht eine wenig englisch und freut sich über unsere Kinder, wie so viele Khmer. Als ich ihn nach eigenen Kindern frage, zückt er sein Handy und zeigt uns stolz ein Bild seiner kleinen Tochter und seiner Mutter, die auch bei ihnen lebt. Die Familie hat hier einen sehr hohen Stellenwert, das ist immer wieder sehr deutlich spürbar.

Wir möchten ihm ein Trinkgeld geben, dass er kaum annehmen will. Im Gegenzug schenkt er uns Wasser und Gesichtsmasken, die wir leichtsinnigerweise dankend ablehnen.

Wir hätten sie auch der Weiterfahrt gut gegen den roten Staub gebrauchen können, der unsere Kleider und Haut mit einem roten Schimmer bedeckt, in Nase und Augen kriecht und zwischen den Zähnen knirscht.

 

Einige Zeit später passieren wir den Secret Lake, einen Stausee, der zu Zeiten der Roten Khmer als Wasser-Reservoir erbaut wurde und viele Opfer gefordert hat. Jetzt liegt er friedlich in der Landschaft, wir nehmen uns vor, auf der Rückfahrt eine Badepause dort einzulegen.

 

Auf der Pfefferfarm sind wir nicht die einzigen Gäste. Unzählige Tuk-Tuk-Fahrer warten, zum Teil liegend in ihren Hängematten, auf die Leute, die sich gerade herumführen lassen.

 

Zuerst werden wir zum Besucher-Zentrum geleitet. Dort kann man Pfeffer kaufen, Pfeffergerichte essen, sich ein wenig ausruhen und auf den Beginn der kostenlosen Führung warten, die regelmäßig stattfinden, sobald eine Gruppe vollzählig ist.

 

 

Unser Guide umreißt die Geschichte des Kampot-Pfeffers, erzählt von der Entstehung der Plantage und erklärt uns die Unterschiede zwischen den verschiedenen Pfeffersorten, die hier auf der Plantage angebaut und produziert werden.

 

Dann besichtigen wir die Plantage, die 10 Hektar und 22 000 Pfefferpflanzen umfasst. 10 weitere Hektar sind angepflanzt, die Pfefferranken sind aber noch jung und tragen noch nicht. 

Während wir die verschiedenen Felder besuchen, erklärt er uns, dass der erste Pfeffer erst nach zwei bis drei Jahren an den Pflanzen wächst. Sowohl die roten auch der grüne Pfefferkörner wachsen an den gleichen Rispen. Die Pflanzen hängen voll mit Pfeffer, sie sind kurz vor der Ernte. Während des Jahres arbeiten täglich um die hundert Menschen auf der Plantage und pflegen die Pflanzen. Während der Ernte sind es circa 150 Leute, die die Arbeit bewältigen. Alles, von der Ernte bis zum Sortieren, ist Handarbeit. Jedes einzelne Korn geht durch die Hände der Arbeiter.

 

 

 

Die Besitzer der Plantage, Guy und Nathalie Porré, kümmern sich auch darum, dass die Kinder der Familien in der Umgebung die Schule besuchen können. Ungefähr hundert Kinder unterstützen sie mit Schulmaterialien und Fahrrädern, sie haben eine neue Straße zur Schule bauen lassen und die Gebäude wieder instand gesetzt. Auch Englischunterricht bieten sie für die Kinder an.

 

Der Besuch auf der Plantage ist sehr aufschlussreich und spannend für uns. Wieder zurück im Besucherzentrum dürfen wir noch Pfefferkörner probieren, ein scharfes, sehr feines Gaumenerlebnis.

 

Das Geschäftskonzept der Besitzer geht auf. Die Führungen sind kostenlos, also kaufen wir – wie fast alle anderen auch - Pfeffer, wohl wissend, dass wir ihn durch die halbe Welt tragen werden.

 

Auf dem Rückweg machen wir wie geplant Halt am Secret Lake. Dort am Ufer gibt es ein kleines Restaurant mit offen Hütten, die jeweils mit Sitzkissen, einem niedrigen Tisch und Hängematten ausgestattet sind. Auf Stelzen stehen sie direkt am See und bieten einen entspannten Ruheplatz mit wunderschönem Blick über den See. Die Frage, ob wir noch baden gehen, beantwortet sich in dem Moment von selbst, als wir eine schöne Wasserschlange vorbei schwimmen sehen. Danke, lieber doch nicht.

In einer anderen Hütte sitzt ein junges einheimisches Pärchen und genießt die Zweisamkeit. Nach einiger Zeit verschwinden sie beide in einer Hängematte. Sehr romantisch.

 

Das Essen schmeckt sehr lecker, der Platz ist wunderschön, trotz seiner traurigen Geschichte und wir fahren gestärkt weiter.

 

Nun ist der ganze Pfeffer nur die halbe Miete ohne das zugehörige Salz. Auch dies wird hier auf den Salzfeldern rund um Kampot geerntet. Wir finden per Zufall das Salzmuseum, ein kleiner Ort mit Bildern an den Wänden, die die Salzproduktion erklären, einer sehr motivierten Frau, die uns alles auf englisch erklärt und einer kleinen Ausstellung, in der wir die Werkzeuge der Salzbauern genauer betrachten können.

Sie erklärt uns, dass hier sowohl Meersalz als auch Fleur de Sel geerntet wird. Fleur de Sel, die Salzblume, ist besonders teuer. Diese hauchdünne Salzschicht bildet sich an der Wasseroberfläche und wird mit Schaufeln abgeschöpft. Wir dürfen das unterschiedliche Salz probieren, einen Unterschied im Geschmack kann ich allerdings nicht feststellen.

 

Da wir nun schon mit Pfeffer ausgestattet sind, kaufen wir auch noch Fleur de Sel von ihr. Und werfen anschließend noch einen Blick auf die Salzfelder, die nach wie vor mit sehr einfachen Werkzeugen bestellt werden. Ist das Wasser verdampft, wird das Salz in Körbe gefüllt und jeweils zwei an einer Stange über der Schulter zu den Lagerhallen getragen, die sich am Rand der Felder aneinander reihen. Als wir die Felder ansehen, arbeitet niemand mehr. Nur einige Körbe liegen noch vergessen am Rand und warten auf den nächsten Tag.

 

 

Wenn mich nächstes Mal jemand dahin wünscht wo der Pfeffer wächst, bedanke ich mich bei ihm und wünsche mich auch dorthin. Es ist ein guter Ort.

 



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